Sonntag, 11. Juni 2006

Tag 3

Die Standard-Einleitung,
hier mein persönliches WM-Tagebuch, die Spiele die ich gesehen habe, lasse ich Revue passieren. Wer an Live-Blogging interessiert ist, kann z.B. bei dogfood mitlesen. Die anderen Tage finden sich unter "WM Tagebuch" auf der linken Seite oder beim Runterscrollen.

Sonntag, 11.06.2006

Spiel 1: Niederlande-Serbien/Monetenegro 1:0 (1:0)
Das Spiel kann man auch umbenennen in Arjen Robben gegen Serbiens Abwehr.
Die Holländer wie üblich im 4-3-3 mit richtigen Aussenstürmern, die Serben im 4-2-2-2. Doch nicht das System sondern Robben allein machte den Unterschied. Tempodribblings im Minutentakt, jede gefährliche Aktion ging von ihm aus, das Tor hat er geschossen und die wenigen Chancen der zweiten Hälfte allesamt selbst gehabt. Der rechte Abwehrspieler der Serben hatte schon zur Halbzeit Knoten ohne Ende in den Beinen. Ansonsten kam da nicht viel von unseren Nachbarn. Van Nistelrooy überhaupt nicht in Aktion, Snejder konnte das Spiel ebensowenig ordnen wie van Bommel oder Cocu.
Von Serbien/Montenegro (mit Schalkes Krstaljic) kam null komma gar nix. Das lag zum einen daran, das sie viel zu große Löcher zwischen den verschiedenen Blöcken auf dem Feld hatten, zum anderen, das die Stürmer (erst Kezman/Milosevic, später Zigic/Luboja) so gut wie keinen Ball halten konnten um das Mittelfeld nachrücken zu lassen. Kein zusammenhängendes Paßspiel und besonders erschreckend, eine Drangphase gabs eigentlich nicht. Kein offenes stürmen, selbst in den letzten Minuten mit Blick auf die Niederlage eine leidenschaftslose Hinnahme der Situation. So wurde die holländische Abwehr im Endeffekt nicht gefordert.
Enttäuschend wie ich finde.
Wenn die Holländer wirklicher Favorit auf den Titel sein wollen, muss sich neben Robben jemand erbarmen und ebenfalls das Heft in die Hand nehmen. Van Bommel kann das, spielt aber nicht zentral sondern halbrechts, van der Vaart ist fraglich, seit April kein Spiel mehr, van Nistelrooy brauch Zulieferer. Snejder wars heute jedenfalls nicht.

Spiel 2: Mexiko-Iran 3:1 (1:1)
Die erste Halbzeit fiel durch gepflegt Langeweile auf, beide Tore fielen nach Standards. Das Tor der Mexikaner fiel nach einer einstudierten, das der Iraner nach einer zufälligen Ausführung. Sowieso haben die Mexikaner einige vielversprechende Situationen gehabt, die alle geübt wirkten.
Bis zu einem haarsträubenden Fehler der iranischen Abwehr (ca 75.Min) ähnelte die zweite der ersten Hälfte. Viel Geschiebe zwischen den Strafräumen, in denen aber das Latein aufhörte. So kam der Führungstreffer auch aus heiterem Himmel für überlegene, aber keineswegs überzeugende Mexikaner. Ein an sich harmloser Querpass konnte von einem Iraner nicht kontrolliert werden, Bravo konnte zum zweiten Mal die Führung erzielen. Kurz danach die Entscheidung mit der schönsten Kombination, eine herrlich getimte Flanke konnte schlussendlich wuchtig und platziert eingeköpft werden.
Ärgerlich für mich, hätte ich doch meine nach dem Hollandspiel erkämpfte Führung in einer meiner Tipprunden mit einem 1:1 weiter ausgebaut. Für meine Begriffe sogar uneinholbar.

Spiel 3: Portugal-Angola 1:0 (1:0)
Angola ist für meine Begriffe die schlechteste Mannschaft die bisher antrat.
Zu keinem Zeitpunkt konnten sie den Portugiesen das Wasser reichen. Und das obwohl Purtugal nicht mehr tat als nötig. Nach der frühern Führung verlegten sie sich auf Ball- und Spielkontrolle ohne zu glänzen. Und ohne forschen Offensivdrang mit wirklich zwingenden Aktionen. In den wenigen Momenten, in denen zielstrebig und schnell gespielt wurde trat zutage, das Angola völlig überfordert mit dieser Art Fußball gewesen wäre.
Leider leider ist das Spiel dank dem mangelnden portugiesischen Engagement zu einer langweiligen Nummer geworden. So kam es manchmal gar zu verdienten Pfiffen für die Nichtaktionen.

Zwischenfrage

Kann mir jemand erklären, wie es sein kann, das man im Moment Karten für das Spiel Holland-Serbien heute um 15 Uhr bekommen kann?
Klar, wahrscheinlich sind die von jemandem freigegeben worden und werden somit auf der offiziellen FIFA-Seite angeboten. Aber weder per Post noch per Flugzeug könnten die Karten oder meine Überweisung die Strecke Leipzig-Kiel und dann inklusive meiner Person zurück überwinden. So ein Quatsch.
Sowas passierte bislang jeden Tag bei jedem Spiel.

Tag 2

Die Standard-Einleitung,
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Samstag, 10.06.2006.

Spiel 3: England-Paraguay 1:0 (1:0)
Was hatte ich mir von diesem Spiel nicht alles erwartet. Und es kam ganz anders.
Die Engländer gingen nach vier Minuten in Führung, nach 6 Minuten verletzt sich der paraguyanische Torhüter und muss raus und dann kam die große Langeweile.
Die Engländer verwalteten, die Südamerikaner konnten nicht.
Also schaltete sich Schiedsrichter Marco Rodrigues aus Mexiko ein. Ich bin ja gegen diese Regelung, das die Schiedsrichter nach einem gewissen Prozentsatz aus verschieden Kontinenten ausgewählt werden. Dieser hatte noch nie eine WM, EM (logisch) oder wenigstens die Südamerikameisterschaft an der Pfeife erlebt. Und gar keine Ahnung von ganz normalen Zweikämpfen europäischer Prägung hat. Von Vereinen aus Europa kommen aber die meisten Spieler nunmal. So pfiff Herr Rodrigues nahezu jeden Zweikampf Peter Crouchs gegen ihn, wobei meist kein Foul vorlag. Seine Kartenverteilung in einem Spiel ohne böse Fouls war völlig daneben und die Entscheidung, indirekten Freistoß zu geben, da der Keeper den Ball angeblich zulange hielt, war ein Witz. Da muss sich die FIFA etwas überlegen, das kann nicht sein.
Und England muss sich erheblich steigern, wollen sie weit kommen.

Spiel 4: Schweden-Trinidad&Tobago 0:0
Die erste Riesenüberraschung.
Nach der Leistung Paraguays heute galt Schweden für mich als Kandidat Nummer 2 neben England im Achtelfinale. Nach dem Spiel bin ich mir nicht mehr zu 100% sicher.
In den ersten 5 Minuten holte sich die Karibikelf den nötigen Respekt, in dem kommentarlos mit gestrecktem Bein nach allem gesprungen wurde, was gelbe Stutzen besaß. Das sie mit nur einer Gelben Karte und die Schweden gesund aus der Anfangsphase kamen, hatte einerseits mit Singapurs Shamsul Maidin und andererseits einfach mit Glück zu tun. In einer Szene kam es gleich zu drei hochkarätigen Fouls hintereinander, bevor sich das Gespann um Linienrichtergott Prachya Permpanich (Thailand) erbarmte.
Ab der 30. Minute wurden die Schweden zielstrebiger und hatten einige gute Chancen, Larsson und Ibrahimovicz zuallervorderst. Nach der Pause schaffte es A. John, der Cousin von St. John, nach genau 33 Sekunden den armen Wilhelmsson wie schon in der ersten Hälfte derart rüde umzumähen, das er wieder in die Kabine durfte. Die erste Gelb-Rote Karte. Fortan stand T&T 43 Minuten mit zehn Mann im und am Strafraum, die Schweden durften anrennen. Zumeist fehlte ihnen aber jemand, der die Angriffe so inszenierte, das die Stürmer in gute Schußposition kamen. Über die Aussenstürmerposition kam so gut wie nichts, es sah sehr kopflos aus.
Wenn mal was anbrannte, war der überragende Shaka (Zulu) Hislop unüberwindbar. Genau einmal rannten die Rot-Schwarzen selbst nach vorne und prompt trafen sie die Latte.
Mit dem Schlusspfiff fand eine Jubelarie statt, als ob die Weltmeisterschaft gewonnen worden wäre. Ich bin in der T&T Sporthistorie nicht wirklich firm, aber das ist bestimmt der größte Erfolg der Nationalelf bislang. Und warum nicht gegen Paraguay gewinnen und vorher gegen England einfach Spaß haben. Dann könnten sie weiterkommen.
Die Schweden stehen gegen Paraguay schon unter enormen Druck, wollen sie weiterkommen müssen sie wohl gewinnen. Dafür braucht es eine effektivere Chancenverwertung, zuerst aber einem geordneteren Spiel.

Spiel 3: Argentinien-Elfenbeinküste 2:1 (2:0)
Meine Lieblingskicker und persönlicher WM-Favorit aus Argentinien hielten im bisher besten Spiel der WM zumindest eine Halbzeit was ich mir versprochen habe. Zügiges Spiel in die Spitze, kompakt wenn es in die Defensive ging. Riquelme, der die Bälle clever verteilte, ein Augenschmaus beim zweiten Tor mit Pass in die Gasse auf Saviola der vollendet. Überhaupt Saviola. Ich ziehe den Hut vor einer ganz ganz starken ersten Hälfte. Ein Tor und an fast jeder brenzligen Situation beteiligt. Ein starker Auftritt. Meiner Meinung nach spielten die Argentinier auch nicht mit Viererkette, sondern drei Mann auf der Linie (Burdisso-Ayala-Heintze). Sorin spielte eher linkes Mttelfeld mit viel offensivem Zug.
In der zweiten Hälfte verlegt man sich mehr auf Ballhalten und Quergeschiebe, sowie nachlässiges Defensivverhalten. Nur so konnte die Elfenbeinküste, die mich keineswegs enttäuschte, mehr Torchancen bekommen. Zwar versuchten die Ivorervon Anbgeinn an immer nach vorne zu spielen, ihnen mangelte es aber meist an der Präzission, sprich es wirkte hektisch. Trotzdem gelang ihnen noch der Anschlusstreffer durch Drogba, allerdings blieb nicht genug Zeit um noch einen Punkt zu holen.

Sichtweisen eines Schalkers

Auch unsere Mannschaft wird einmal vor 90.000 Zuschauern spielen. (Willi Gies, Gelsenkirchen im Jahre 1904)

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