Freitag, 30. Mai 2008

Provinz voll Leben Teil III

Die Freunde und kein Ende in Sicht. Bzw diesmal ist das Ende doch ganz nah.
Während in den letzten Monaten "nur" der sportliche Existenzkampf und das (fast) komplette Austauschen von Vorstand und Aufsichtsrat das beherrschende Thema war, sieht es in dieser Woche richtig finster aus.

Am Wochenende spielt die Regionalligamannschaft gegen Reutlingen, bei einem Sieg hat man noch Chancen auf die kommende dritte Liga (hängt vom Ergebnis Elversberg-Kickers Stuttgart ab).
Doch das der Verein in der nächsten Saison in einer dritten oder vierten Liga antreten darf, scheint ausgeschlossen. Grund ist ein möglicher Insolvenzantrag am kommenden Montag.
Urplötzlich fehlen 500.000 Euro für diese Saison, für die nächste würden noch einmal 1,8 (3.Liga) bzw 1,3 (4.Liga) Millionen innerhalb kürzester Zeit aufzutreiben sein.

Dabei gibt es mehrere Fakten, die zeigen, daß im Siegerland professionelles Arbeiten nicht vorhanden ist.
So beklagte man fehlende Zuschauereinnahmen (1500 Fans pro Spiel zuwenig), verfügt aber über einen Schnitt von bislang 6040 Zuschauern/Spiel, beim letzten Heimspiel gegen Reutlingen erwartet man noch einmal über 10000 Besucher.
Die Frage darf erlaubt sein, warum man bei Publikumsmagneten wie den Reservemannschaften des KSC, des VfB Stuttgart, der Münchener Bayern und Löwen, Elversberg, Burghausen, Unterhaching, Oggersheim etc mit einem Schnitt von 7500 Zuschauern kalkuliert. Ziemlich blauäugig.

Desweiteren wurde die fehlende Finanzierung der Winterzugänge beklagt, darunter fällt aber ein Spieler wie Michael Frech, bis Dezember überragender Schlußmann des VfB Lübeck. Da die Freunde mit Robert Wulnikowski den besten Keeper der Regionalliga Süd im Kasten haben, versteht es sich von selbst, einen weiteren Torhüter zu verpflichten. Einfach unsinnig.

Wie professionell in Siegen vorgegangen wird und wie sehr auch die Stadt ihrem angeblichen sportlichen Aushängeschild hilft, kann man nicht besser beschreiben als in dieser Passage:

100000 e Verzicht auf Stadionmiete im Falle des Erreichens der 3. Liga versprach Bürgermeister Steffen Mues nach Rücksprache mit den Fraktionen der im Rat der Stadt Siegen vertretenen Parteien. Doch eine solche Stadionmiete hatte der alte Vorstand erst gar nicht eingeplant. Tatsächlich gibt es unterschiedliche Auffassungen über den Status der 3. Liga. Während die Stadt in ihr eine Profiliga sieht und dafür gemäß Stadionnutzungsordnung kräftig kassieren kann (mehr als 100000 e), sah der alte Vorstand in Liga 3 keine Profiliga und ließ den entsprechenden Negativ-Posten in der Lizenzierung gleich außen vor. So ist das Hilfsangebot der Stadt – wenn auch gut gemeint – nicht viel mehr als Augenwischerei und hilft in der Notlage nicht wirklich.

Eines kann ich allerdings verstehen. Wenn der Vorstandsvorsitzende Hambloch gequält über mangelnde Bereitschaft der Wirtschaft berichtet und keine neuen Gelder akquirieren kann, so müssen sich die Sportfreunde nicht wundern.
All das, was dieser Verein an negativen Begleiterscheinungen auf Vorstandsebene, an öffentlichen Diffamierungen, an sportlichen Entscheidungs-Inkompetenzen in den letzten Monaten geboten hat, kann nur abschreckend wirken.
Und der langjährige Alleinunterhalter Manfred Utsch wurde, wohl auch zurecht, vor einiger Zeit aus dem Boot gehievt und weigerte sich in einem Radio Siegen Interview von gestern noch standhaft, seinem Herzensverein erneut finanziell unter die Arme zu greifen. Ob Utsch nicht trotzdem der letzte Rettungsanker sein wird und seine alte Hausmacht mit seinem Geld zurückerobern wird, das wird wohl erst Montag endgültig klar sein. Denke ich.

Um die sportlichen Dinge nicht komplett untergehen zu lassen, letzte Woche wurde mit Stürmer Veselin Popovic ein weiterer Spieler suspendiert.

Und um am Ende noch ein bißchen schmunzeln zu können, zitiere ich noch kurz die Kicker-Printausgabe vom Donnerstag:
Die Kickers tun alles, um sich in der letzten Saisonpartie bei der SV Elversberg doch noch für die 3.Liga zu qualifizieren. Sie müssen gewinnen und hoffen, das von den Mitkonkurrenten Reutlingen und Siegen einer höchstens unentschieden spielt.


(Teil I; Teil II)

Nachtrag

Bei Frank wurde ich bekanntermaßen Fußballexperte 07/08.
Als "Belohnung" bekam ich dieser Tage einen tollen Preis zugeschickt, ein T-Shirt in Größe XXL, also passend. Vielen Dank.

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Sichtweisen eines Schalkers

Auch unsere Mannschaft wird einmal vor 90.000 Zuschauern spielen. (Willi Gies, Gelsenkirchen im Jahre 1904)

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