Mittwoch, 27. September 2006

kurtspaeter goes Faszination Ryder Cup I

Ich bin zurück und habe eine Menge an Eindrücken gesammelt, die meine Erwartungen um ein tausendfaches übertroffen haben.

Zunächst, Leodator hat die sportliche Zusammenfassung des Ryder Cups 2006 eindrucksvoll abgefrühstückt, dem will ich gar nicht soviel hinzufügen.

Der 1. Eindruck
Ryder Cup 2006 begann für uns schon auf dem Flughafen Dublin. Da wir Freitags mittags Ortszeit gelandet sind, waren die ersten Matches im vollen Gange. Um nichts zu verpassen, wurde schon in der Ankunftshalle alles komplett übertragen und wir haben ein erstes Bild vom Stand bekommen.
Die ganze Stadt Dublin mit ihren Randgebieten war übersät von Willkommens- und Werbeplakaten zum Ryder Cup, von überall lächelte Padraig Harrington auf einen herab, an jeder Straßenlaterne hing ein Cup Emblem. Die Pubs der Stadt, zahlreich vorhanden und bereits ab dem frühen Nachmittag noch zahlreicher bevölkert, kannten kein anderes Programm. Zeige mir einen Pub ohne Golfübertragung und Du bekommst viel Geld.
Von außen sah das meist so aus:

Ryder-Cup-011

Der Weg auf den Platz
Samstag sind wir dann schon morgens um 5 aufgestanden um rechtzeitig auf dem Platz zu sein. Hier taten sich die Iren als perfekte Organisatoren hervor.
Abfahrt mit Sonderzügen, Ausstieg und automatische Weiterleitung in Sonderbusse, die den Rest der zirka 50 minütigen Fahrt übernahmen. Dabei 2 vorgeschaltete Ticketkontrollen, trotzdem keine Wartezeiten, sondern ein reibungsloser Ablauf.
Bis zum Ausstieg aus dem Bus hatte ich noch die Hoffnung, mit der Digital Camera tolle Aufnahmen machen zu können. Aber, die Sicherheitsmaßnahmen ließen dies nicht zu.
Man musste durch eine Kontrolle mit Metalldetektoren und Durchleuchtungsanlage wie auf dem Flughafen, keine Chance also die Camera mitreinzubekommen. Das gleiche galt natürlich auch für Handys.
Nach dieser Kontrolle nochmal ein Fußweg von zirka 5 Minuten, ein weiteres Mal Tickets vorzeigen, und schon stand man in der Nähe von Abschlag eins.

Ryder-Cup-002

Morning Fourball Matches and Afternoon Foursome Matches
Und schon zogen die ersten Flights an uns vorbei Richtung Abschlag. Casey/Karlsson gegen Cink/Henry. Dazu muss man wissen, das rund um das erste Tee drei Tribünen aufgebaut waren, gefüllt bis auf den letzten Platz. So standen wir etwas versetzt, konnten die Abschläge nicht sehen, dafür hatten wir aber den Zugang der Spieler direkt vor der Nase. Und zum ersten Mal konnten wir uns von der Stimmung auf dem Platz mitnehmen lassen. Morgens um viertel nach acht reichte schon der Auftritt der Herren Olazabal/Garcia gegen Mickelson/di Marco und danach vorallem Westwood/Clarke gegen Woods/Furyk für minutenlange Standing Ovations.

Das Problem beim Golf und speziell den Menschenmassen beim Ryder Cup ist die Sicht auf Schlag und Wirkung. Sind ja bei normalen Turnieren alle 18 Löcher gleichzeitig bespielt, so ist beim Kontinentalvergleich alles auf 4 Löcher beschränkt. Und wenn 45.000 Zuschauer sich auf vier Löchern drängen wirds eng. Ganz abgesehen davon, das es bei Schlagweiten um 200 Meter und einem minimal großen Ball schwierig ist, den Flug und die Landung richtig zu verfolgen und dann noch in die richtige Relation zu bringen, obs gut oder schlecht war.
So bleibt dem geübten Golfpublikum nur das Verharren an einer Stelle, die für den jeweiligen Betrachter die größtmögliche Übersicht gewährleistet. Da so ein Golfplatz fast 7 Kilometer lang ist, bringts logischerweise nichts, immer an Loch 2 zu verweilen.

Um möglichst viel zu sehen und einen guten Stand zu haben, sind wir während der Fourballs am Vormittag beim Abschlag an der 1 gewesen, dann schnell zum Grün der 4, wo wir eine optimale Sicht hatten, eine noch bessere allerdings hatten wir am Grün der 9.
Etwas erhöht stehend hatte man das Grün komplett vor sich in 2 Meter Entfernung, die Fahne war so gesteckt, das sie auf der hinteren Grünecke lag und wir die Linien gut mitanalysieren konnten. (Im Rahmen unseres Wissens natürlich) Von da aus sind wir an die 15 geeilt, wo wir einen Platz auf den Grün-Tribünen ergattern konnten, was natürlich eine super Sicht brachte.
Um auch von den Spielern viel zu sehen, sind wir immer vom ersten bis zum vierten Flight am jeweiligen Loch geblieben.
Über die Zwischenstände bei den gerade woanders befindlichen Paarungen informierten Leaderboards an jedem Loch und das "Ryder Cup Radio". Ein Radio, das am Eingang gekauft werden konnte und ausschließlich das Golf Programm empfing. Ungefähr jeder zweite rannte damit rum, sodass man optimal über den Stand informiert war. Und sonst hörte man es auch durch lauten Jubel, das irgendwo was passiert war.

Am Nachmittag war unsere Positionswahl fast identisch, mit zwei Ausnahmen.
Am 1. Abschlag schafften wir es auf die Tribüne, sodass wir auch die Stimme des Golfs zu Gesicht bekamen. Der Announcer mit der näselnden, piepsigen Stimme, der wie bei der Open Chamionsship auch hier die Spieler vorstellte. (Leodator, weißt Du wie der heißt?) Herrlich dieses lange, helle o bei Woods. Aber nur für die ersten beiden Flights, da durch eine Verzögerung vom Vormittag eine Dreiviertelstunde zwischen 2 und 3 lag. Für uns zum Glück.
Denn auf den Löchern 1,4,9 und 15 haben wir die ersten beiden Gruppen wie morgens excellent verfolgen können (Donald/Garcia gegen Mickelson/Toms und Montogomerie/Westwood gegen Taylor/Campbell).

Danach sind wir schnell auf die Tribüne des 14.Grüns geeilt, um wenigstens noch ein paar Schläge von Casey/Howell versus Johnson/Cink zu sehen, ein Match das kurz vor der Entscheidung stand. Um es kurz zu machen, wir saßen auf der Tribüne, Casey schlug auf dem Par 3 Loch ab und am nächsten Tag stand in den Sonntagszeitungen:
"Casey holed-in-one for the most spectacular conclusion in 79 year old history"
Wow, ich habe schon viele Tribünen wackeln und schreien sehen, aber das war eines der geileren Male. Und auch der würdige Abschluß unseres Golf-Tagesprogramms.

Erinnerungen und Zusammenfassungen
Insgesamt war schon bei den Vormittagsmatches die Tendenz des gesamten Wochenendes erkennbar. Europa wurde getragen von der Emotionalität eines Sergio Garcia, für mich der beeindruckensde und der entscheidende Spieler des Turniers. Jubel, die ehemalige Becker-Faust, lautstarke Ausrufe und Anfeuerung seiner jeweiligen Partner waren an der Tagesordnung.
Dazu kamen der emotionale Moment des Darren Clarke, Lee Westwood, der trotz der Grippe sein Match gegen di Marco siegreich gestaltete und eine unglaubliche Power von Paul Casey.
Zwei europäische Schläge, die wir direkt erlebten möchte ich hervorheben unter einer Vielzahl an starken.
1. Natürlich das Casey hole-in-one
2. Colin Montgomeries Putt zum Teilen von Loch 9 aus dem Vorgrün. Lochte ein, schmiss den Schläger hoch und ging. Saucoole Nummer.

Die Amerikaner haben mich hingegen sehr enttäuscht. Di Marco spielte grauenvoll, war aber wenigstens noch emotional, der Tiger war so lala, was bei seinem Können Mist bedeutet, Mickelson eine einzige Katastrophe und der bedauernswerte Brett Wetterich wurde von der irischen Presse gar als größte Wurst bezeichnet die je am Ryder Cup teilnehmen durfte. Einzig die Wild Card Picks Verplank und Cink haben die Erwartungen erfüllt.

So ist es auch nicht verwunderlich, das der irische Boulevard sich köstlich amüsierte und 10 Dinge aufstellte, um den Amis wenigstens den Hauch einer Chance zu geben fürs nächste Mal. Unter anderem rät man zur Verpflichtung Sven Göran Erikssons als europäischem Kapitän...

Dann gilt es das Wetter in Irland anzusprechen. In Kiel regnet es ja schon nicht wenig, aber die fünf Tage waren Horror. Gegen 10 Uhr morgens am Samstag hätte ich schon zum dritten Mal die Klamotten wechseln können, die Wege abseits der Spielbahn waren ein einziger Morast, man stand knöcheltief im Schlamm. Nicht, das das der Stimmung etwas anhaben konnte, aber die Fußball-WM hat gezeigt, das schönes Wetter auch fürs gesamte zuträglich sein kann.

Enttäuschend für meine Begriffe die Versorgung der Zuschauer mit Lebensmitteln. Erstens gab es nur drei Plätze, an denen Essen verkauft wurde, zweitens waren die Hamburger (viel mehr Auswahl war nicht) ungenießbar. So hat Kollege Riebeling (hört hört ihr Siegener die ihn kennt), den ganzen Tag nur eine Banane (!!) zu sich genommen. Kein Scherz.
Durch die geringe Anzahl an Verpflegungsstellen bildeteten sich zudem noch Schlangen von mehr als 50 Metern.
Ganz im Gegensatz dazu hatte man an der Größe des Fanshops überhaupt nicht gespart. Ein Riesenzelt mit allem möglichen rund um den Cup und den Sport. Leider hat man dabei übersehen, das es versehentlich auch nicht so gut betuchte Fans auf den Platz treibt, die gegen ein Souvenir nichts einzuwenden hätten. Aber bei T-Shirt Preisen von 30 Euro oder Sweat-Shirts von 65 Euro zeigt sich, das hier ein anderes Klientel angesprochen werden sollte.

Das Highlight schlechthin
Personenkult ist so eine Sache für sich. Eigentlich neigt man viel zu schnell dazu, den Begriff Superstar zu benutzen. Klar, bei manchen Sportlern ist dies sicher legitim. Tiger Woods ist sicher ein solcher Global Player, Michael Schumacher, Pele, Muhammad Ali oder Roger Federer.
Für mich persönlich gibts aber nur einen. Den ich als größten empfinde. Schon als Jugendlicher bin ich in seinen Schuhen rumgelaufen, ich habe mir die Nächte für seine Chicago Bulls um die Ohren gehauen, Poster besessen, Jacken mit seinem Konterfei.

Irgendwo um Loch 9 herum tippt mich Kollege Riebeling an und sagt: "Guck mal."
Da geht fünf Meter entfernt ein Mann in gelber Regenjacke, mit blauer Kappe, Sonnenbrille, Regenschirm und einer fetten Zigarre im Mund durch den Matsch wie einer von uns.
His Airness, der größte aller Zeiten, Michael Jeffrey Jordan.
Was würde ich, und das passiert mir sonst nie, für ein Foto mit diesem Mann geben. Später, am Nachmittag, an der 15 setzt sich der gleiche Mann, die Zigarre ist etwas kleiner geworden, direkt vor uns ins Gras. Ich hätte ihm quasi die Kappe vom Kopf nehmen können.
Ich weiß, man kann sich nichts dafür kaufen Michael Jordan gesehen zu haben, aber trotzdem war das Wahnsinn.

Wie insgesamt der Tag im K-Klub unvergessen bleiben wird. Den Sonntag haben wir dann wieder im Pub gesehen, danach mit Briten und Amis gefeiert und beschlossen, spätestens 2012 in Medinah, Illinois sind wir wieder dabei.

Sichtweisen eines Schalkers

Auch unsere Mannschaft wird einmal vor 90.000 Zuschauern spielen. (Willi Gies, Gelsenkirchen im Jahre 1904)

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