Samstag, 13. Mai 2006

Die Saison 2005/2006 im (rein subjektiven) Rückblick

Die Weltmeisterschaftssaison hatte ich mir etwas anders vorgestellt.
Nicht nur was die Schalker Plazierung angeht.
Der Reihe nach.

Schalke 04

Die Saison verlief eher durch - bis unterdurchschnittlich.
International kann eine ansprechende CL-Vorrunde (minus in Eindhoven) und das Erreichen des UEFA-Pokalhalbfinales nicht über schwache Leistungen in letzteren Spielen hinwegtrösten.
Mit normaler Form aller Spieler wäre nämlich definitiv der Cupgewinn dringewesen, andererseits ist man aber immer noch bester Bundesligaklub seit Jahren gewesen.
Also dafür unterm Strich Daumen hoch.

Das Abschneiden in der Liga ist allerdings inakzeptabel. Die Leistungen waren über 33 von 34 Spielen absolut schablonenhaft. Einzige Ausnahme das starke Offensivspiel beim 7:4 gegen Leverkusen. Ansonsten null Tempo in den Kombinationen nach vorne. Hatte die Mannschaft den Ball erkämpft, wurde er einerseits zulange gehalten, andererseits fehlte oftmals die Bewegung der Mitspieler und so blieb häufig nur der Sicherheitspass. Die Ausnahme war letztes Jahr ein Spieler mit Namen Lincoln, der aber dieses Jahr als Synonym gelten darf. War der zweite Platz vergangene Saison fast ausschließlich seinen individuellen Fähigkeiten geschuldet, so hat er dieses Jahr die professionelle Harmlosigkeit entdeckt.
Auch fehlte oftmals die Leidenschaft und der letzte Biss das Spiel zu gewinnen. Ein Problem, das sich über die letzten Jahre rettet. Insofern ist es fraglich, immer die Trainer zu schmeissen, denn unter Neubarth ansatzweise, ab Heynckes immer schlich sich diese Langsamkeit und Gleichgültigkeit im Spiel ein.
Dazu kommt gegen Ende der Saison aufkeimende Sorge um die Finanzierung und Liquidität des Vereins auf. Außerdem liegt angeblich ein Ermittlungsverfahren gegen Vorstand Josef Schnusenberg wegen Bilanzfälschung und Insolvenzverschleppung vor. Dies wird zwar von Schalker Seite dementiert, aber ein fader Beigeschmack bleibt.
Am heutigen letzten Spieltag noch einmal etwas für die Tränendrüse eines jeden Fans, die Verabschiedung altgedienter Kräfte und echter Schalker, nämlich Ebbe Sand, Thomas Waldoch und Marco van Hoogdalem.
Schön das Sand und Waldoch noch einmal ein Tor gelang.

Der Meister

Die Bayern haben es wieder mal geschafft. Doch so wie diesmal hat sich der Rekordmeister selten durch eine Saison gemogelt. Gute Spiele waren eher selten, mehr lag es an der Schwäche der Konkurrenz, das die Münchener mehr oder weniger ungefährdet den Titel holten. Spannung durch die permanenten Fragen nach Verfolgern und dem künstlichen Aufbau des HSV als solchen bei 6 Punkten Rückstand 3 Spiele vor Schluss kam mehr von journalistischer Seite.
Ansonsten beschäftigte man sich in München lieber mit Nationaltorhütern, dem Weggang oder nicht von Michael Ballack und dem Abschneiden in der Cl, was unwürdig des Anspruches war und den Finanzproblemen der Löwen.

Die Mannschaft der Saison

Vom Erreichten gemessen an den Ansprüchen muss der HSV zunächst genannt werden. Den Lohn ihrer vorzüglichen Arbeit (Doll/Beiersdorfer) konnte man schon relativ zeitig sichern. Nämlich Platz drei und damit die CL-Quali-Spiele erreicht zu haben. Das es am Ende trotz bester Ausgangsposition nicht zu Platz 2 reichte, ist bitter, trotzdem ist das Erreichte aller Ehren wert. Man kann in der Hansestadt hoffen, das Spieler wie van Buyten, Boularouhz und van der Vaart dem Verein noch länger erhalten bleiben. Ein starkes Gerüst. Und man sollte sich dazu durchringen Barbarez nochmal einen Vertrag zu geben. Eine starke, vorallem konstante Saison des Bosniers.

Auch Nürnberg in der Rückrunde mit Trainerfuchs Hans Meyer und Platz 8 am Ende darf zu den Gewinnern gezählt werden, Bremen bewies einmal mehr, das personeller Aderlass nicht gleich Qualitätsnachlass sein muss.

Der Spieler der Saison

Jemand anderen als Miroslav Klose darf man nicht nennen. 25 Tore und 16 Vorlagen sprechen für sich. Die Hoffnung ist groß das Klose bei der WM in ähnlicher Verfassung ist und die Nationalelf weit im Turnier schießt. Allerdings darf nicht vergessen werden, das Werders System und die Spielweise mit purer Offensive und schnellen Ballstafetten in der Nationalelf so nicht stattfindet. Besonders Micoud und Borowski werden ihm da fehlen. Letzterer weil er keinen Stammplatz hat.

Die Absteiger

Duisburg fiel nur durch Trainer Meiers Kopfstoss und die Posse um seinen Nachfolger Kohler auf. Ansonsten außer Torwart Koch nicht viel Bundesligareife. Vor allem der Vorstand und da speziell Präsident Hellmich sollte sich sehr hinterfragen, ob es noch zeitgemäß ist, alles alleine zu machen.

Köln hatte Probleme mit dem Systemfußball Rapolders, der mit seinem Star Podolski, der dann mit sich selbst. Daneben standen einige personelle Fehlbesetzungen (Grammozis, Rahn, Weiser, Szabisc usw), persönliche Aussetzer wie von Alpay, und eine ewige lange Serie ohne Sieg. (weiß es nicht mehr genau, 17Spiele oder so?) Zum Winter wurde dann Manager Rettig durch Michael Meier und Trainer Rapolder durch Hans-Peter Latour ersetzt. Der konnte die Negativserie zunächst nicht stoppen, gegen Ende fing sich der Fc und konnte gute Leistungen abliefern, hatte aber auch teilweise einfach Pech wie bei der Niederlage gegen Hamburg.
Unterm Strich bleibt wieder mal Abstieg und die Erkenntnis, das das durchaus vorhandene Potential nicht abgerufen werden konnte. Warum auch immer.

Als drittes hat es dann heute Lautern erwischt. Ich hätte es durchaus Wolfsburg noch mehr gegönnt, aber mit den Pfälzern kann ich ebenfalls sehr gut leben.
Jetzt droht dem Klub ein ganz bitterer Weg. Vorstand Jäggi, der zu Saisonbeginn mit Trainer Henke erneut ins Klo griff und dies mit Wolfgang Wolf gut korrigierte wird wie angekündigt von Bord gehen. Die Mannschaft verliert ihren besten Torschützen Halil Altintop nach Schalke, der die Mannschaft fast im Alleingang zum Klassenerhalt geschossen hätte (20 Treffer).
Jetzt muss Trainer Wolf mit seinen Jungspunden versuchen, den Wiederaufstieg zu schaffen, was angesichts fehlendem Geld und damit ohne nennenswerte Neuzugänge nahezu unmöglich erscheint.
Angeblich hat er im Sport-Studio auch schon gesagt, das er unter den gegebenen Umständen nicht zur Verfügung steht. (Angeblich, weils mir nur telefonisch übermittelt wurde)

Die Arschlöcher der Saison

Sind eindeutig die Spieler, die Vereine dazu benutzen, finanziell abzusahnen, zu verklagen und das Söldnertum damit auf eine neue Ebene zu heben. Solche Leute braucht keine Mannschaft und keine Liga der Welt.
Namentlich Jens Nowotny (noch-Bayer 04), Daniel Ljuboja (noch VfB), Christian Poulsen (noch S04) und mit Abstrichen Michael Ballack (noch Fc Bayern).


Der Rest

Bei Gladbach überwiegt der Ärger um Trainer Köppel, von dem nicht sicher ist, ob er bleiben darf, obwohl die Borussia zum ersten Mal ohne Abstiegssorgen daherkam. Aus der Ferne ist diese Diskussion für mich nicht verständlich. Vielmehr als Platz 10 ist mit dem vorhandenen Personal doch sowieso nicht drin. Dazu kommen Hoffnungsträger wie Polanski und Janssen, die er maßgeblich fördert.
Leverkusen schaffte es mit einer beeindruckenden Rückserie noch in den UEFA-Pokal, konnte damit die ganzen Negativschlagzeilen um Calmund, Spielschiebungen und um Nowotny aber nur teilweise überdecken. Schade das mit Berbatov (21 Tore) der beste Spieler nach England geht.
Wolfsburg rettete eine völlig verkorkste Saison mit viel Glück am letzten Spieltag. Hier zeigt sich wieder, das ein Trainerwechsel nicht immer Sinn macht. Denn unter Fach stand Wolfsburg nicht gut, aber bei weitem nicht so schlecht wie unter Augenthaler. Hoffentlich zieht sich VW zurück und der Verein inklusive der wenigen, stimmungsarmen Fans verschwindet nächstes Jahr von der Bildfläche 1.Liga.
Das gleiche Phänomen des Trainerwechsels erlebte Hannover 96. Der Wechsel von Lienen (Auszeichnung für die beste Co-Kommentierung der Saison im CL-Spiel Villareal-Arsenal) auf Neururer brachte nur kurzzeitig Erfolg und am Ende steht die Mannschaft irgendwie als typisch graue Maus im gesicherten Mittelfeld.
Ebenso Stuttgart, die sich von Trainer Ikone Trapattoni trennten und gleich auch die Ansprüche des internationalen Geschäfts zurückschrauben mussten. Völlig überzogen dies, ein roter Faden an Erwartungen, der sich durch 2/3 der Liga zieht.
Mainz, Bielefeld und Frankfurt schafften mehr oder weniger überraschend und mehr oder weniger deutlich den Klassenerhalt. Dazu erreichte die Eintracht das Pokalfinale und darf im UEFA-Pokal spielen. Ein toller Erfolg und die Arbeit von Bruchhagen und Funkel ist endlich einmal was seriöses aus dem Hessenland. Bielefeld bewies, das nicht nur Rapolder der Erfolgtrainer ist, sondern der schon immer eng mit ihm zusammenarbeitende von Heesen seine Arbeit nahtlos fortsetzte. Respekt. Ebenso vor Mainz, die der verrückte, bunte Haufen der Liga sind und bleiben. Zu hoffen ist, das Klopp und Heidel auch den Abgang von da Silva verkraften werden und das Manuel Friedrich irgendwann den Sprung in die Nationalelf schafft. Klasse auch die Saison von Michael Thurk mit 12 Toren.

Unterm Strich bleibt eine Bundesligasaison auf extrem niedrigem Niveau.
Die Befürchtung liegt nahe, das das in den nächsten Jahren nicht besser wird. Die stärksten Spieler gehen regelmäßig ins Ausland oder zu den Bayern, so das auf lange Sicht nur Bremen ernsthaft mithalten kann.
Leider nur durch finanzielle Zwänge setzen die Vereine verstärkt auf die Jugend, was hoffen läßt, das die Liga und natürlich auch die Nationalelf in ein paar Jahren davon profitieren wird. Das Produkt Liga an sich ist im Moment auf dem Siedepunkt des medialen und Faninteresses angekommen, also ihr Vereine, werdet dem endlich gerecht und bietet wieder besseren und ehrlichen Sport.

Nedved, Koller und Co auf dem heimischen Rollfeld

Das Siegerland läuft Amok.
Geht das erste fußballerische Highlight für die selbsternannte "Provinz voll Leben" morgen mit dem Zweitligaabstieg der heimischen Sportfreunde zuende, so steht der nächste Leckerbissen für den Kreis Siegen-Wittgenstein schon bevor.
Die ansässige Lokalzeitschrift spricht von einem "einmaligen Coup", alle Fußballfans aufgepasst.
Die tschechische Fußballnationalmannschaft wird für die Anreise in ihr Mannschaftsquartier auf dem Siegerland-Flughafen landen. Und nicht nur das, zum letzten Gruppenspiel in Hamburg wird man sogar von dort starten.
Geradezu phänomenal.

Sichtweisen eines Schalkers

Auch unsere Mannschaft wird einmal vor 90.000 Zuschauern spielen. (Willi Gies, Gelsenkirchen im Jahre 1904)

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