Mittwoch, 25. Juni 2008

kurtspaeter goes vom Meer aus Alpen bestaunen (Ein schöner Abschluß Teil 4)

Ereignisreiche Tage liegen hinter mir, da die Reise lang war und das Formular kurz ist, jeder Reisetag einzeln.

Vier Tage Österreich und die Schweiz.

Heute:

Samstag, der 21.Juni:

Wien-Basel-Siegen-Kiel (ca 1800 KM)


Mit den Worten was wollen sie denn schon hier von der Pensionswirtin begrüßt zu werden, nur weil man bereits um Punkt 7 zum Frühstück erscheint, sollte stutzig machen. Aber wir hatten ja viel vor.
Erstmals durfte ich eine Strecke mit dem schnellen Mietwagen fahren, bis zum Bodensee über Autobahnen, deren Existenz ich vielleicht nicht geleugnet hätte, die ich aber definitiv landschaftlich nicht hätte zuordnen können.
Es ist durchaus erstaunlich, das man fast das komplette Eishockey-Bundesliga-Manager von 1994 o.ä. abfährt, nur weil man im Süden ist. Riesersee, Miesbach, Schwenningen, Füssen, Rosenheim. Alles gesehen während der Rundreise, da waren bestimmt noch mehr, die sind mir aber entfallen.

Nach mehreren Tagen Autofahren und aufeinander hängen ist der Gesprächsbedarf nicht mehr so groß, Havard bis auf 2 Flaschen warmes Radler vollständig entleert, also quizzen.
Ein Ran-Sat-1-Bundesligaquiz aus den 90ern. Mal ein Beispiel um den Schwierigkeitsgrad der Fragen wiederzugeben:

Wer hat die Mitgliedsnummer 1111 bei Schalke 04?

Basel war komplett orange, überall Holländer, als wir um 17:00 Uhr in Basel ankamen. Wir fanden einen passablen Parkplatz relativ nah am Stadion (ca. 15 Min. Fußweg) und konnten dadurch noch in die Innenstadt gehen. Diese Holländer sind schon ein lustiges Völckchen in ihren überdimensionalen Kloks, mit dem Hang sich völlig zu besaufen und eine riesige Party zu veranstalten. Schade, daß nicht die Schweden als Gegner zur Verfügung standen, diese beiden Fangruppen waren für mich die Fan-Gewinner meiner EM-Tage.

Das Spiel und die Stimmung:

Holland-Russland 1:3 n.V.


Zunächst mal mussten wir noch zwei Karten organisieren, da die Makrelen alleinige Inhaber zweier Tickets waren. Also Schwarzmarkt. Eine Erkenntnis der letzten drei Tage EM, alles ist erlaubt. So einen offensichtlichen Handel mit Tickets erlebt man nicht in der Bundesliga, bei der WM schon gar nicht. Egal, ob Polizei, Militär oder anderer Ordnungsdient in der Nähe war, teilweise wurden Kartenblöcke in die Luft gestreckt und veräußert. Nicht so ganz im Sinne des Erfinders, aber für unsere Zwecke praktisch.

Von anfänglich bis zu 400 Euro/Karte erreichten wir kurz vor Spielbeginn den Preis von zusammen 260 Euro für 2 Karten, die im Normalpreis zusammen 170 Euro gekostet hätten. Ich war ab sofort Alexander Kulas und Russe.
Im Stadion lief ich dann den beiden Makrelen über den Weg, tauschte meine Karte mit ihrem Nachbarn, hieß jetzt Jesus Luna und war Spanier, musste das Spiel aber nicht alleine verfolgen.

Wir saßen direkt neben dem russischen Fanblock, daher kann ich nicht sagen, ob die Holländer Spektakel veranstaltet haben, die Russen haben 120 Minuten durchgängig kauderwelsch von sich gegeben. Dabei standen sie die meiste Zeit, nicht nur innerhalb des Blocks, sondern auch in den Aufgängen. Ein Unding, bei jedem Bundesligaspiel wird man auf seinen Platz verwiesen, sind ja schließlich auch Fluchtwege, hier durfte man sich aufhalten, wo man wollte.
Ebenso idiotisch ist im Übrigen, das in Basel der Rucksack des Makrelen-Präsi wieder ins Stadion durfte (Innsbruck eh, Wien nicht), dafür aber die Sonnenmilch (!!!) als typisches Wurfgeschoss weggeschmissen werden musste, während die überdimensionalen holländischen Kloks kein Problem darstellten. Bekomm mal jemand diese 30 Kilo an den Kopf oder eine Sonnenmilch. Einheitliche Linien würden alles etwas einfacher machen. Für alle Beteiligten.

Toiletten hab ich nicht gesucht, daher kann ich nichts sagen, aber die Fressbuden, ihre Preise und sowieso. Der Platz zwischen Tribüne und Fressbude war derartig knapp bemessen, das man in einer Reihe längs zum Spielfeld anstehen musste, sonst entstand sofort Rückstau bis außerhalb des Stadions. Viel zu wenig Platz. Das Umrechnen von Franken in Euro passierte ebenfalls nicht zu Gunsten des Euro-gewöhnten, unflexiblen Westeuropäers.
Die Preise: Eine Bratwurst, an den Seiten weiß, obendrauf verkohlt, gabs für 5 Euronen, eine Cola für 4. Aber, und das ist ein Hammer, es wurden 2 Euro Pfand berechnet, die man natürlich in Franken wiederbekam.
Nur, der Becher war aus Pappe! Wie ein Becher bei McDonalds oder Burger King. Ein Pappbecher, der sowieso niemals gespült und wiederverwendet werden kann. Und darauf PFAND!!!
Eine Unverschämtheit, die mich heute noch sehr ärgert. Übrigens ein Basler Einzelfall, was ich auch nicht verstehe.

Das Spiel war in meinen Augen von russischer Seite grandios. Ein Offensivspektakel, das ich mir noch stundenlang hätte anschauen können. Sollten Metze und Mertesacker im Finale auf diese Russen treffen, dann gute Nacht. Ob Nummer 18, Zhirkov, ob Nummer 10, Arshavin, ob Nummer 19, Pavlyuchenko oder selbst der Nürnberger Nummer 9, Saenko, die beiden Innenverteidiger bekommen Knoten in die Beine. Nur die Chancenverwertung ist nicht russisches Terrain, sonst hätten schwache Holländer 8 Stück bekommen.

Der Abfluss funktionierte einwandfrei, auf den Autobahnen gabs keine Verzögerungen, so daß wir gegen 1 Uhr in Freiburg ankamen. Dort war unser Hotel leider überbucht, also durchfahren nach Siegen, wo gegen halb 7 in der Früh unsere Reise endete.
Eine Superfahrt mit viel Spass, mit viel Sonne, mit gutem Fußball, geballt auf eine Woche das maximale rausgeholt.

The END:
Nach 916 Tagen und 632 Beiträgen ist hiermit Schluß mit pfostenschuss.twoday.net. Momentan überkommt mich dann doch mehr Wehmut als gedacht, aber die letzten Wochen haben den Entschluß reifen lassen und die EM-Fahrt war ein gelungener Abschluß.

kurtspaeter goes vom Meer aus Alpen bestaunen (Ein schöner Abschluß Teil 3)

Ereignisreiche Tage liegen hinter mir, da die Reise lang war und das Formular kurz ist, jeder Reisetag einzeln.

Vier Tage Österreich und die Schweiz.

Heute:

Freitag, der 20.Juni.

Baden bei Wien (0 KM)


Es muss spät gewesen sein im Bermuda-Dreieck. Jedenfalls ist meine Verfassung morgens um 9:55 Uhr nicht berauschend. Auch die Wirtin unserer netten kleinen Pension sieht nicht gerne, das wir 5 Minuten vor Toresschluß, nicht gerade wohlriechend und gutgelaunt die Räume des Frühstückzimmers betreten. Und dann fängt der Typ in der grünen Hose während des Essens auch noch das telefonieren an und der andere in dem Schinkenstrassen-Hemd macht die Musik (Hum-ta-ta-Klänge) kurzzeitig aus.

Ich war blöd genug, mit NDR 1 Welle Nord am Tag zuvor einen Interviewtermin für 10 Uhr morgens zu verabreden. Nachdem ich beim ersten Interview zur Reise vor der EM von meiner Mitbewohnerin (Fc Wurst a.D.) als Medienschlampe (für die Aussage, wir haben Fahnen am Auto und eine Menge Fan-Artikel dabei, was natürlich nicht im entferntesten der Wahrheit entsprach) bezeichnet wurde, wäre sie diesmal stolz gewesen. Nichts als die Wahrheit, leider aber mit Störungen in der Tonalität und Grammatik. War aber auch noch früh.

Nachdem wir gestern mit der Baden-Bahn nicht so tolle Erfahrungen gemacht haben, heute also Südbahn. Wesentlich schneller gings zwar nicht, weil man vom Südbahnhof noch U-Bahn fahren musste, aber es war a)komfortabler, es gab b)Toiletten an Bord und c)geöffnete Fenster für die Luft. Außerdem eine Werbung, die dem Gewinner eines Preisauschreibens eine Reise ins Siegerland der EM schenken würde. Meine Geist fragte sich lange, warum man bei einem Preisausschreiben in Österreich eine Reise ins Siegerland gewinnen kann. Aber das nur am Rande.

In Wien bemerkte man von Beginn an einen Unterschied. Hier war EM. Heute. Unmengen an Kroaten, die mit Leuchtraketen, bengalischem Feuer und jede Menge Gesang den Platz vor dem Stephansdom zu einer riesen Partyzone umfunktionierten. Nachdem allerdings ein Kanonenschlag losging, haben wir Angst bekommen und sind weggelaufen. In die U-Bahn, mit der es zum Prater ging. Dort war ebenfalls eine Fanmeile aufgebaut, EM-typische horrende Preise, und da wir mit die ersten Gäste waren, fiel die Leibesvisitation extrem aus. Völlig beknackt, da war kein Mensch, aber in die Kippenschachteln schauen, ob nicht vielleicht eine Bombe drin ist. Wenn die diese Art der Untersuchung den ganzen Abend durchgehalten haben, dann verzögert sich der Einlaß um circa 2 Stunden.

Was macht der deutsche Tourist, wenn er in Wien ist? Genau, er geht zum Riesenrad des Praters. Wir dagegen sind zum Minigolf spielen gelaufen, der Vize hat gewonnen, ich hatte drei Hole-in-One, war aber sonst eine Riesengraupe. Yips halt!

Das Spiel und die Stimmung:

Kroatien-Türkei 1:3 n.E.


Zunächst wurde man zu einem gewaltigen Umgehungsfußmarsch gezwungen, das Stadion ständig im Blick. Dabei rätselten wir permanent. Gibt es einen Anhalt für türkischen oder kroatischen Block? Wir wussten, hinterm Tor, aber welche Seite?
Die Leibesvisitationen waren verschärft worden, das Spiel galt als Sicherheitsspiel. Daher musste der Rucksack des Präsi, der in Innsbruck kein Problem darstellte, draußen bleiben.

Das Stadion bot Toiletten und Pissoirs für jeden Block getrennt voneinander an, hab ich auch noch nicht gesehen, aber gut. Die Sitze waren zwar angenehmer als in Innsbruck, aber eine Stufe direkt unter der Sitzschale störte am Gesäß.
Für das leibliche Wohl wurde zu unverschämten Preisen gesorgt. Ein typischer Fall von verarscht, da kostet so ein dämliches Carlsberg schon 4,50 Euro, eine Cola 4 Euro und dann... ...die beiden Makrelen tranken den ersten Schluck "Bier", es sollte der erste und letzte dieser Europameisterschaft innerhalb eines Stadions sein. Die Vermutungen gehen von Kühlerflüssigkeit bis hin zu aufbereitetem Urin.
Ansonsten gefiel mir die große Coaching Zone, die laufbahnähnliche Umrandung und das weite Wegsitzen nicht wirklich. Echte Fußballstadien sind einfach schöner.
Der Abfluß funktionierte erstaunlich gut, die U-Bahn-Haltestelle direkt neben dem Stadion sah im 4 Minuten-Takt Sonderbahnen abfahren, die reelle Wartezeit lag bei 15-20 Minuten. Ein guter Wert wenn man bedenkt, daß fast alle der 51000 Zuschauer mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist waren.

Stimmungstechnisch kann man wenig falsch machen, wenn man den Block der Türken neben sich hat. Die feiern und singen die ganze Zeit durch, das war schon beeindruckend. Vor dem Spiel. Während des Spiels war öfter Totentanz angesagt, wenn man bedenkt, das in der 70.Minute das halbe Stadion einen österreichischen Fangesang anstimmte, dann ist allesüber die Qualität des Spiels gesagt. Ein unterirdischer Kick, der nur in den letzten 4 Minuten fesselte. Im Übrigen finde ich es einen Witz, das Fatih Terim und Slaven Bilic nicht für mehrere Spiele auf die Tribüne müssen. Beide sind nach den jeweiligen Toren über den Platz zum Torschützen gelaufen und haben mitgefeiert. Wenn schon Coaching Zone und die Löw-Verbannung, dann auch richtig.

Und dann war da noch der Tor vor mir. Als wahrscheinlich einziger Mensch im ganzen Stadion blieb er bei den Nationalhymnen sitzen, um dann nach geschätzten 3 Spielminuten den Eisverkäufer heranzuwinken und dabei ungefähr 7 Minuten stand, weil Eis und Geld durch mehrere Hände geleitet wurde.

Und dann war da noch Ho-Ling.
Ein Taxifahrer, der die Frage: Darf man in Österreich eigentlich auf jeder x-beliebigen Spur fahren, egal wie langsam man ist? nicht richtig verstand. Zu diesem Zeitpunkt befuhr er, ungeachtet der Lichthupen und des Rechtsüberholens diverser Autofahrer, stoisch und mit 90 km/h die linke Spur der vierspurigen Autobahn gen Baden bei Wien...

Montag, 23. Juni 2008

kurtspaeter goes vom Meer aus Alpen bestaunen (Ein schöner Abschluß Teil 2)

Ereignisreiche Tage liegen hinter mir, da die Reise lang war und das Formular kurz ist, jeder Reisetag einzeln.

Vier Tage Österreich und die Schweiz.

Heute:

Donnerstag, der 19. Juni.

Mittenwald-Baden bei Wien (525 KM)


Eine Kühlbox wie Havard benötigt Inhalt um sinnvollen Dienst zu verrichten. Getränke und Coolpacks oder Trockeneis. In Mittenwald bekommt man beides nicht, in Österreich nur Getränke, es dauerte also Stunden, bis wir auf einer Autobahnraststätte(!!) an der deutsch-österreichischen Grenze das Trockeneis aus den Auslagen in Havard umfüllen durften.
Ansonsten ist das Fahren in Österreich geprägt vom Tempolimit (130) und dadurch wesentlich entspannter als auf den gehetzten deutschen Autobahnen. Wenn man nicht gerade einen Mercedes mit Anhänger besitzt und erfolgreich versucht, einen Kleinlaster abzudrängen, weil man beim Überholvorgang den Anhänger nicht einrechnet.

Um 11 Uhr mittags in Mittenwald losgekommen, sind wir gegen 17 Uhr in Baden bei Wien. Eine kleine, familiäre Pension mit rosa Bettwäsche und gleichfarbigen Handtüchern. Im Treppenhaus hängen diverseste Voodoo-ähnliche-Utensilien, was neben dem betont hölzernen Reststil eigenartig aber gemütlich aussieht. Die Betten in Zimmer 4 stehen weit auseinander, in Zimmer 1 gibts dagegen ein Doppelbett. Dreimal raten, welches Zimmer ich bevölkern durfte? Sehr zur Freude des Makrelen-Präsi und zum Unwillen des Vize. Genau, Zimmer 4.
Nur so als Tipp, falls da mal jemand vorbeikommt.

Lange aufhalten ging nicht, wir mussten zum Bahnhof, um nach Wien zu kommen.
Das es allerdings in Baden bei Wien zwei verschiedene Möglichkeiten gibt, mit einem Zug oder sowas ähnlichem nach Wien zu fahren, das hatte uns natürlich keiner gesagt. Und blöderweise fanden wir zuerst die Abfahrtsstelle der Badner Bahn.
Ich zitiere mal:
Diese Strecke, heute zwischen Baden-Josefsplatz und Leesdorf ein Bestandteil der heutigen Badnerbahn, wird seit 16. Juli 1894 elektrisch betrieben
So ungefähr fühlte sich die Fahrt an. Bullenhitze, 1 Stunde Fahrtzeit, 34 Haltestellen über 30 Kilometer, keine Fenster zum Öffnen, keine Toiletten (Havard war schon wieder fast leer), Holzschalen mit der Garantie für Dekubiti oder Rückenschmerzen oder beides, kurz, Sightseeing ist lustig, die Fahrt mit der Badner Bahn für unser Vorhaben dagegen kontraproduktiv. Am nächsten Tag lernen wir die andere Variante kennen.

In Wien angekommen fällt auf, das nicht viel auffällt. Dezent ein paar Hinweisschilder für die Fan-Zone, die mal den Weg weisen, dann aber abrupt wieder aufhören, dezent auch der Hinweis, welche U-Bahn zum Stadion verkehrt (Linie 2). Glücklicherweise gibts ja noch den Mund und die Sprache ist sich zumindest ähnlich, also haben wir uns durchgefragt. Die Fan-Zone am Wiener Rathaus sah um 19:30 Uhr noch eher etwas verlassen aus, aber wenigstens wurde vor den Toren noch Pils in 0,5 Liter Gläsern verkauft. Auf der Strasse ganz mutig fanden wir, also clever sein und vor der Papp-Plörre auf der Meile nochmal ein ordentliches Pils. Aber wie so häufig dieser Tage, auch hier stand verarscht drauf, die Gläser sahen nur aus wie Gläser und waren aus Plastik, das Bier zudem erwärmt, also nicht schmackhaft.. Gute Arbeit, das muss man zugeben.

Die Fan-Meile selber entpuppte sich als riesig groß, von einem Ausgang zum anderen bestimmt 1,5 Kilometer zu gehen, sanitäre Anlagen in Hülle und Fülle, mehrere unabhängig voneinander stehende Leinwände, die gute Sicht zuließen, Fress- und Trinkbuden in ausreichender Anzahl mit maßlos überzogenen Preisen und vorallem, zum Spiel war dann auch eine Menge los.

Zum deutschen Sieg ist, denke ich, an anderer Stelle genug geschrieben worden, die Stimmung war jedenfalls hervorragend. Nach dem Spiel sind wir dann ins Bermuda-Dreieck, wo der Sieg für eine lange Feiernacht genutzt wurde.

Sonntag, 22. Juni 2008

kurtspaeter goes vom Meer aus Alpen bestaunen (Ein schöner Abschluß Teil 1)

Ereignisreiche Tage liegen hinter mir, da die Reise lang war und das Formular kurz ist, jeder Reisetag einzeln.

Vier Tage Österreich und die Schweiz.

Heute:

Mittwoch, der 18.Juni.

Kiel-Siegen-Mittenwald-Innsbruck (ca.1200 KM)

Wir starten zu viert im frühen Morgengrauen (8:00 Uhr) von Siegen aus (Kiel-Siegen bin ich alleine gefahren) in Richtung Mittenwald. Mit dabei ist die Vorstandsebene (Präsi und Vize) des ruhmreichen Werder-Fan-Clubs "Geräucherte Makrelen Siegerland", ein Sympathisant eines Vereins aus der bayrischen Landeshauptstadt, leider in anderen Farben als die der Schalker und natürlich Havard. So heißt, benannt nach dem Ex-Bremer Havard Flo, seit Jahren die große Kühlbox mit den Erfrischungsgetränken.
Havard ist in Top-Verfassung und da der Mietwagen ebenfalls in Super-Form ist, erreichen wir nach schlappen 7 1/2 Stunden dieses kleine bayrische Grenzörtchen inmitten des Karwendel-Gebirges.
Die lange Fahrzeit ist dem zunehmenden Abnehmen Havards und den damit verbundenen längeren Pausen, sowie dem unstillbaren Hunger nach Fast Food aus den Händen des russischen McD-Verkäufers Valera Rotärmel (was ein geiler Name, den ich unbedingt unterbringen wollte) geschuldet.

In Mittenwald angekommen sind wir für eine Nacht in einen urbayrischen Gasthof direkt gegenüber des Martina-Glagow-Parks einquartiert. Den wir aber diekt nach Besichtigung der Zimmer wieder verlassen, um über Serpentinen und 16%iges Gefälle die Landeshauptstadt Tirols, Innsbruck, zu erreichen.

Von EM-Stimmung ist hier nix zu spüren. Muss man leider erstmal so festhalten. Das Stadion liegt neben der Autobahn, die direkte Abfahrt ist gesperrt, aber über einen kurzen Schlenker kann man relativ dicht an den Tivoli heranfahren. Parken umsonst mitten in einem Wohngebiet, keine Fahnen, keine Menschen auf der Strasse, wüssten wir es nicht besser würde ich kein EM-Event in 3 Stunden erwarten. Richtung Bahnhof wurde es dann aber besser, Unmengen Menschen in gelb und ein paar weniger in blau-weiß-rot.

Mein schwedisches Shirt, Samstag vorher noch auf der Saisonabschlußfeier bei UT-Dree ertauscht, leidet. Gelb bedeutet Anflug von kleinem Mückengeviech. Und in Innsbruck gibts davon eine Menge. Wie auch Schweden. Die einen kilometerlangen Marsch durch die Innenstadt in Richtung Stadion veranstalten. So geht EM, so geht Stimmung.

Das Stadion:

Der Einlass erweist sich als unproblematisch, die Wartezeiten sind nicht allzu lang, ich selber werde nicht einmal abgetastet. Die sanitären Anlagen befinden sich im Bauch, sind geräumig und völlig ausreichend. Die üblichen Fressbuden sind in ebenfalls ausreichender Menge vorhanden, die Preise EM-typisch eine absolute Unverschämtheit, dazu aber in den nächsten Tagen mehr.
In Innsbruck ist auf drei Tribünen aufgestockt worden, eine Behelfskonstellation, die einerseits zerbrechlich und wacklig aussieht und zum Zweiten, und das ist ein Unding, läuft Wasser, Bier oder sonstige Flüssigkeit durch die Behelfstreppenstufen auf die darunter sitzenden Zuschauer. Ein ganz großer Minuspunkt.
Der Abfluß klappt dagegen reibungslos, innerhalb kürzester Zeit ist das Stadion geleert. Ohne viel Hektik und Gedränge.

Das Spiel und die Stimmung:

Schweden-Russland 0:2

Meine Stimmung war beim Anblick Parick Anderssons und der Tatsache, das unser Bayern-Fan Arm in Arm mit ihm posierte, anfänglich im Keller. Dann hab ich den Schweden durchdringend und böse angeschaut, der hat das Weite gesucht und gut war. Schade, das ich Markus Merk nicht getroffen habe...
Während anfänglich die schwedischen Fans für laute Unterstützung sorgten, kippte die Stimmung nach und nach in Richtung Russen, die zumindest im Unterrang in der Überzahl waren. Dieser Umschwung lässt sich mit dem Spielverlauf leicht begründen, die Russen waren einfach eine Klasse besser. Vorallem Nummer 10, Andrei Arschavin, tat sich durch Tempodribblings hervor. Die Schweden verweigerten jegliches Tempo, ihre Nummer 10, Ibrahimovic, gemeinhin als Weltstar verschrien, bewegte sich, als ob seine Hoden an seine Fersen klatschen. Ein dermaßen arroganter, ineffektiver, egoistischer Lauf- und Spielstil sollte niemals teuer bezahlt und laut bejubelt werden.

Die Russen sind verdienter Sieger, nicht zum letzten Mal, daß wir als Sympathisanten des Verlierer-Teams dastehen. Danach haben wir uns noch sowohl verlaufen, als auch verfahren, einen Marder erschreckt, das Örtchen Zierl mit einem Hupkonzert bedacht (da war nix los sonst), sind aber doch schlußendlich wohlbehalten in der einzigen, noch geöffneten Mittenwalder Gaststätte und später auch im Bett angekommen.

Sichtweisen eines Schalkers

Auch unsere Mannschaft wird einmal vor 90.000 Zuschauern spielen. (Willi Gies, Gelsenkirchen im Jahre 1904)

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