Donnerstag, 25. Oktober 2007

Kurtspaeter Reisewochen: Die Biertermite und andere Kurzgeschichten aus London

Gerade bin ich frisch aus London zurück. Also frisch nicht, aber wieder da.

Hier ein Auszug der letzten 32 Stunden:

1. Gestern morgen um 5 Uhr ging der Wecker im Hause Spaeter, halb 6 bereits Abfahrt zum Kollegen Lohr alias Libuda.
Weitere Anwesende und Mitreisende: H. und Libuda Freundin A. respektive G. (das ist eine Abkürzung ihres Namens!!!) Da Kollege Libuda mir Dienstag mitteilte, das das zu leihende Auto die ungefähr 80 Kilometer nach Lübeck nicht sicher heil überstehen würde, musste ich fahren. Neben Libuda persönlich. Also um 6 noch schnell den Reiseleiter Steppo im Industriegebiet Wellsee eingeladen und ab ging die Post. Scheinbar endlose anderthalb Stunden später kamen wir am Oktoberfestzelt am Lübecker Flughafen an.

2. Dabei lief uns zum ersten Mal die Biertermite über den Weg. Es gibt auf Trikots vier häufige Möglichkeiten der Beflockung. Gar keine, der Name eines Spielers, der eigene Name oder wie bei mir ein Synonym. Manche davon sind so bescheuert, das man sie auf ewig behält und sie immer wieder sieht. Hier also die "Biertermite" mit der Nummer 79. Ich weiß nicht wie oft mir dieser Mensch, dessen wahre Identität nicht geklärt wurde, in London über den Weg gelaufen ist.

Stanstedt als Flughafen mit dem Zusatz London stellt eine Farce dar. Genau wie Frankfurt-Hahn nix mit Frankfurt am Hut hat. Mit dem Bus eiert man ungefähr eine Stunde bis nach London, um dann innerhalb der britischen Metropole noch eine Stunde das Verkehrschaos auf den Straßen bestaunen zu dürfen.

3. Immerhin Zeit, die Biertermite links liegen zu lassen und einen jungen Herrn unbekannten Namens aus Recklinghausen ins Gespräch zu bringen. Dieser erzählte, das er gerade aus Düsseldorf äh Weeze angekommen sei und zu seinen Kumpels stoßen wolle. Diese waren schon Dienstag nach London gereist. Was ihm nicht gelang. Am Flughafen fiel ihm auf, daß er seinen Personalausweis verloren hatte. Daraufhin zum Bundesgrenzschutz wegen dreitägiger Bescheinigung menschlicher Existenz. Alles kein Problem meinte der BGS.

Bis zur Frage nach dem Aufenthaltsgrund. Fußball in London gucken. Das Ende war, keine Bescheinigung, über einstündige Kontrolle seiner Kollegen und der Anruf bei einer Bekannten aus dem Rathaus Recklinghausen, die Mittwoch morgen extra bereits um 6 Uhr 30 zur Arbeit kam, um dem jungen Mann einen vorläufigen Perso auszustellen. Nur deshalb konnte er rechtzeitig und nur mit dem Verlust von 75 zusätzlichen Euro für die Umbuchung und den Sprit nach London fliegen.
Wenn man bedenkt, das seine Kumpanen Fans von Slavia Prag (Dienstag Arsenal-Prag 7-0) kennenlernten und bis morgens feierten, hat er wahrscheinlich noch die billigere Variante gewählt und der BGS sich ordentlich zum Affen gemacht.

4. Mit dem Bus bis zur Liverpool Street gefahren, dann in die Untergrundnetze Londons gestürzt. Wir mussten schließlich unsere Karten abholen. Über Schalke war nix zu machen. Also hat Reiseleiter Steppo die Ex-Freundin eines Mitarbeiters kontaktiert, die zufällig in London (nach Deutschland aus England kein Versand) wohnt. Diese war, obwohl Steppo oder wir völlig unbekannt, so nett, 5 Karten zu besorgen und sogar noch auszulegen. Daumen hoch.

5. Danach haben wir das übliche Sightseeing mit Lord Nelson, dem dicken Ben und Churchill gemacht. Nicht weiter spektakulär. Dafür aber die Informationen von Trainerlegende Butzlaff, das der BVB ein Einweihungsspiel gegen Wormatia Worms am gleichen Abend bestreiten würde. Klasse.

6. Drei Stunden vor Spielbeginn kamen wir an der U-Bahn-Haltestelle Fulham-Broadway an. Noch kurz in einer Sportbar mit ein paar Pint erfrischt, wollten wir uns auf den Weg ins Stadion machen. Auf dem vermeintlich richtigen Weg kam uns dann eine Meute von mehreren hundert Schalke-Sympathisanten umzingelt von Polizei entegegen. Wir uns gewundert, nachgefragt, wir waren auf dem richtigen Weg ins Stadion. Die Meute ging davon weg. Nach einiger Zeit fanden wir heraus, das die Polizei wohl versuchte, die Schalke-Fans in die Sportbar zu treiben. Keine Ahnung warum. Jedenfalls passten nicht alle in die Bar, sodaß nach einer Viertelstunde alle wieder umkehrten und die Polizei die Schalker in den Block trieb. Sehr skurril.

7. Auf dem Weg zum bzw im Stadion traf ich im Übrigen mehrere alte Bekannte wieder.
Teile des Fan-Club Oberes Johannland zum Beispiel, vor zehn Jahren Wiedersacher in Sachen Schalker-Fan-Klub-Meisterschaft (erfolglos fürs Johannland natürlich) sowie Organisatoren der Fahrt zum Mailänder UEFA-Cup-Finale. Oder den ehemaligen B- und A-Jugend Mitstreiter Becker aus Altenhof. Sehr schön.

8. Das Stadion:

8 a. Unsere Karten: Oberste Reihe im Oberrang, direkt unterm Dach. Zugig, von den Schalke-Fans abgeschnitten. Aber egal. Kollege H. wurde fast Opfer der skandalösen Verhaltenswünsche in englischen Stadien außerhalb des Gäste-Fanblocks.
Für ein zärtlich angehauchtes "Schalke" bekam er die unmissverständliche Aufforderung, Gesänge, Klatschen, Aufspringen oder ähnliche Schalke-nahe Aktivitäten zu unterlassen oder das Stadion unverzüglich zu verlassen. Das wir in der restlichen Zeit innerhalb des Stadions ein Massaker hätten anrichten können, interessierte niemanden. Kein Abtasten, keine Detektoren, nichts. Aber Hauptsache Schnauze halten. Die spinnen.

8 b. Ansonsten ist die Stamford Bridge wie man sich ein englisches Stadion vorstellt. Mitten in einem Wohngebiet, alte Drehkreuze, enge Aufgänge.
Nur der Verkauf von Pepsi-Flaschen und Nescafe als Erfrischungsgetränke (kein Bier; und nochmal Flaschenverkauf, aber Schnauze halten) sowie Sandwiches oder Hot Dogs (keine Bratwurst) in wohltemperierten Räumen passte nicht ins Bild.

8 c. Weiß jemand, wie die Engländer ihren Rasen so schön in Schuss halten? Unter anderem, weil direkt nach dem Spiel ein Mann mit viel zu kleinem Rasenmäher (Lothar, die Firma?) Gerade für Gerade nachmähte. Gehend wohlgemerkt, nicht sitzend und fahrend.

8 d. Das Spiel ist schnell erzählt. Rafinha, glatte 6, geht nicht richtig hin, Neuer patzt katastrophal und nach vier Minuten war alles klar. Man hatte zwar nie den Eindruck, das Chelsea Schalke an die Wand spielte, aber auch nie wirklich, das Chelsea Schalke rankommen lassen wollte. Der Sieg ging völlig in Ordnung.
Bis nachts um eins von Schiebung und Betrug seitens der Scheidsrichter geredet wurde.
Großmüller und das 2:0 durch Drogba sind haarknappe Dinger, die ich selbst in der Zeitlupe nicht eindeutig fand, also geschenkt. Alex gehört vom Platz, aber davon schießt Schalke trotzdem nicht den Anschlußtreffer. Also, Kirche im Dorf lassen.
Auffallend wieder einmal der behäbige Spielaufbau, vorallem in den ersten 60 Minuten und die schwache Leistung der beiden Außenverteidiger. Rafinha war vor 3 Jahren fast Nationalspieler, heute müsste er wegen schwacher Leistungen auf die Bank bei Schalke.

9. Der Abend wurde dann in einer Bar mit anschließendem Bustransfer nach Stanstedt beendet. Tanzen, singen, ein halber Liter Bier für nur 1 Pfund 50. Ausnahmsweise fehlte genau an diesem Ort und zu dieser Zeit die Biertermite.

Nach genau einer Stunde Schlaf Rückflug nach Lübeck und Heimreise. Jetzt bin ich im Eimer. Aber Samstag gehen die Reisewochen weiter mit der Fahrt zum Spiel gegen Bremen. Bis dahin füllt sich der Akku hoffentlich wieder.

Sichtweisen eines Schalkers

Auch unsere Mannschaft wird einmal vor 90.000 Zuschauern spielen. (Willi Gies, Gelsenkirchen im Jahre 1904)

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